„Demokratie braucht Religion“

So jedenfalls titelt die neueste Ausgabe des beitragsfinanzierten hr-Kirchennewsletters vom 10.02.2023 – und zwar ohne Anführungsstriche, ohne Fragezeichen, einfach als Tatsache. Tatsächlich geht es um ein gleichnamiges Buch des Soziologen Hartmut Rosa, der durch Klaus Hofmeister von der hr-Kirchenredaktion interviewt – oder soll man besser sagen „mit Steilvorlagen versorgt“? – wird (hr Info Himmel und Erde | Sonntag, 12.02., 6:05 u. 11:05 Uhr, Podcast mittlerweile nicht mehr verfügbar). Das Buch ist übrigens erschienen im Kösel Verlag, in dem unter anderem auch Papst Franziskus und Kardinal Reinhard Marx publizieren.

Der Inhalt des Gesprächs ist überschaubar: Immer stärkere Polarisierung von Gesellschaften … keiner hört mehr anderen zu … eigentlich mag man selber nicht mehr … Burnout … keine Zukunft … Überforderung … Sinnkrise etc. etc. Es braucht „die Fähigkeit sich anrufen und berühren zu lassen und auch sich verwandeln zu lassen.“ so Rosa im Interview, und weiter: „Demokratie braucht die Bereitschaft anzuerkennen, dass es da draußen noch eine andere Wertquelle außer sich selbst gibt.“

Und Religion spielt angeblich mal wieder eine ganz wichtige Rolle. Worin die bestehen soll, bleibt allerdings unklar: Gegenorientierung Religion … Ideen und Praktiken z.B. Gebete … Religion bietet Heilkraft … das Übliche halt: Demokratie ist ja ganz nett, aber ohne Religion geht’s halt nicht. Die deutsche Gesellschaft „sei bedürftig nach einer alternativen Weltbeziehung“.

Konfessionsfreie wissen nicht wo es lang geht – so die hr Kirchenredaktion

Neben den bekannten unsinnigen Thesen, dass es irgendwelcher Werte von außen bedürfe (wo kommen die her? – Religion, Kirche und sogenannte heilige Schriften sind von Menschen ersonnen), werden nun also noch die Verhältnisse auf den Kopf gestellt: Demokratie mit allen Möglichkeiten von Exkursen zur Weiterentwicklung einer Gesellschaft und dem zentralen Ansatz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ soll nun also durch zutiefst rechthaberische religiöse Sichtweisen ergänzt werden.

Mit dieser wissenschaftlich angehauchten Religionswerbung tourt Herr Rosa seit einiger Zeit durch die Lande, hier ein paar Kostproben:

Wie groß der Bedarf der deutschen Gesellschaft tatsächlich ist, zeigt sich in jährlich hunderttausenden Kirchenaustritten. Und Demokratie mit Parteien, Gewerkschaften, tausenden von NGOs und Bürgerinitiativen dürfte auch ohne Religion sehr wohl in der Lage sein, sich zu organisieren, sich zu verständigen und zu weiter zu entwickeln – ganz im Gegensatz zu Religionen.