Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Ein wichtiger Schritt. Nur leider ist es damit nicht getan. Denn die vermeintliche Trennung von Staat und Kirche in Deutschland ist ein ziemlich faules Ei, nicht umsonst wird sie von Verfassungsrechtlern auch als „hinkend“ bezeichnet. Hinter diesem charmanten Begriff verbirgt sich die Tatsache, dass die Kirchen in Deutschland massiv vom Staat gefördert und bevorzugt werden, angefangen beim Vereinseintritt durch die Taufe über den grundgesetzlich verankerten Religionsunterricht und den Kirchensteuereinzug durch das Finanzamt bis zum „dritten Weg“ im Arbeitsrecht.
Verschiedene Organisationen haben es sich auf die Fahne geschrieben, dies zu ändern. Hier unser kleiner Führer durch den säkularen Dschungel mit dem Fokus auf Hessen und Rhein-Main.
- Düsseldorfer Aufklärungsdienst
- Humanistische Gemeinschaft Hessen
- Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben
- Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten
- Giordano-Bruno-Stiftung
- Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften
- Humanistischer Verband Deutschlands
- Kirche Des Fliegenden Spaghettimonsters
- Partei der Humanisten
- Säkulare Flüchtlingshilfe
- Zentralrat der Ex-Muslime
Düsseldorfer Aufklärungsdienst
Der Düsseldorfer Aufklärungsdienst e.V. ist eine Aktionsplattform und Interessenvertretung der wachsenden Zahl von Bürgern, die sich entschieden für eine rationale Leitkultur einsetzen und den irrationalen Einfluss von Religionen und Esoterik auf das Zusammenleben kritisieren. Sein Ziel ist es, eine säkulare Alternative zu den bestehenden Religionen zu entwickeln. Als eine von über 60 Regional- und Hochschulgruppen der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) tritt der Düsseldorfer Aufklärungsdienst für eine aufgeklärte und humanistisch orientierte Gesellschaft ein. Viele Veranstaltungen des DA werden ins Netz übertragen.
Humanistische Gemeinschaft Hessen (HuGH)
https://www.humanisten-hessen.de
Die HuGH versteht sich als Weltanschauungsgemeinschaft „in der Tradition von Humanismus und Aufklärung“. Sie ist einer von zehn Landesverbänden des Humanistischen Verbands Deutschlands (HVD) und als Körperschaft des öffentlichen Rechtes anerkannt. Die HuGH bietet religionsfreie Alternativen zu klassisch kirchlich besetzten Anlässen wie Taufe, Kommunion/Konfirmation, Heirat odder Trauerfeier und organisiert humanistischen Lebenskunde-Unterricht als Ersatz für den Religionsunterricht. Innerhalb der HuGH gibt es eine Reihe von Ortsgemeinschaften in ganz Hessen, die lokal Treffen und Veranstaltungen organisieren.
Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS)
Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) e. V. wurde 1980 gegründet und setzt sich dafür ein, Menschen unerträgliches und sinnloses Leiden zu ersparen. Es soll der persönlichen Entscheidung des Kranken überlassen sein, sich für eine palliative Behandlung oder aber für eine (ärztlich, also professionell) assistierte Selbsttötung zu entscheiden. Die ärztlichen Helfer sollen bei einer „frei verantworteten Entscheidung“ vor straf- und berufsrechtlicher Verfolgung sicher sein.
Die Organisation hat derzeit etwa 23.000 Mitglieder und Unterstützer und versteht sich als eine Bürgerrechts- und Patientenschutzorganisation. Die DGHS ist parteipolitisch unabhängig und Mitglied im Deutschen Juristentag und in der Dachorganisation World Federation Right-to-die-Societies.
Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA)
Im IBKA haben sich nichtreligiöse Menschen zusammengeschlossen, um die allgemeinen Menschenrechte – insbesondere die Weltanschauungsfreiheit – und die konsequente Trennung von Staat und Religion durchzusetzen. Der IBKA tritt ein für individuelle Selbstbestimmung, die Förderung vernunftgeleiteten Denkens und klärt auf über die gesellschaftliche Rolle von Religion. Der IBKA versteht sich explizit nicht als Weltanschauungsgemeinschaft, sondern sieht seine Aufgabe primär im säkularen Lobbyismus und politischen Kampagnen. Im IBKA gibt es eine Reihe von Landesverbänden, die vor Ort Treffen und Aktionen organisieren.
Giordano Bruno Stiftung (gbs)
https://www.giordano-bruno-stiftung.de
Die Giordano-Bruno-Stiftung ist eine Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung. Sie wurde gegründet vom Unternehmer Herbert Steffen und dem Philosophen Michael Schmidt-Salomon. In Beirat der gbs haben sich viele renommierte Wissenschaftler, Philosophen und Künstler zusammengefunden, u.a. Natalie Grams, Gerhard Haderer, Ralf König, Max Kruse und Janosch. Sie wird bundesweit unterstützt von rund 50 Regional- und Hochschulgruppen. So gibt es u.a. eine Regionalgruppe in Frankfurt und eine Regionalgruppe in Kassel sowie eine Hochschulgruppe Mainz.
Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP)
Die GWUP hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Wissenschaft und das wissenschaftliche Denken zu fördern. Ihr Ziel – das sich auch in dem sperrigen Namen widerspiegelt – ist es, wissenschaftliche Methoden allgemeinverständlich zu erklären und von sogenannten Parawissenschaften abzugrenzen. Dafür untersucht sie parawissenschaftliche Thesen nach dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand und berichtet über ihre Ergebnisse. Beraten wird die GWUP von ihrem Wissenschaftsrat, der darauf achtet, dass ihre Arbeit wissenschaftlichen Standards entspricht. Die GWUP gibt die Zeitschrift „Skeptiker“ heraus und organisiert Veranstaltungen wie Skeptics in the Pub – Köln, den PSI-Test in Würzburg sowie die jährlich stattfindende Skeptiker-Konferenz. Unterstützt wird die Arbeit von Regionalgruppen, u.a. der Regionalgruppe Rhein-Main und der Regionalgruppe Mittelhessen.
Humanistischer Verband Deutschlands (HVD)
Der Humanistische Verband vertritt eine säkulare Auffassung vom Leben und von der Welt und versteht sich als Interessenvertretung religionsfreier Menschen. In diesem Sinne sieht er sich auch als Weltanschauungsgemeinschaft. Der Humanistische Verband ist vor allem in der praktischen Lebenshilfe sowie in den Bereichen Erziehung, Bildung und Kultur tätig. Der HVD ist in verschiedenen Regionen Träger von Kindertagesstätten, Schulen, Lebenskundeunterricht, sozialen Beratungsangeboten, der Zentralstelle Patientenverfügung sowie von Hospizeinrichtungen, z.B. in Berlin.
Die Mitgliedschaft im HVD ist möglich über eine Mitgliedschaft im Bundesverband oder einer der Landesverbände/Landesgemeinschaften (wie z.B. die HuGH).
Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters
Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters e.V. (KdFSMD) versteht sich als eine Weltanschauungsgemeinschaft und sieht sich in der Tradition des evolutionären Humanismus. Sie ist seit 2011 in Deutschland als gemeinnützige Körperschaft anerkannt, die „ausschließlich und unmittelbar kirchliche Zwecke fördere“.
Die KdFSMD geht auf eine 2006 veröffentlichte Religionsparodie des US-Amerikaners Bobby Henderson zurück. In der Diskussion um Lehrpläne des Biologieunterrichts im US-Bundesstaat Kansas sprach er sich für die Evolutionstheorie und gegen die kreationistische Pseudowissenschaft des sogenannten Intelligent Design aus.
Im deutschsprachigen Raum ist als Name dieser Weltanschauung Pastafarianismus verbreitet, ihre Mitglieder bezeichnen sich selbst als Pastafari. Nach eigenen Angaben gibt es weltweit rund dreißig Millionen Mitglieder, in Deutschland sind es knapp 15000.
Partei der Humanisten (PdH)
Die PdH ist ein relativ junges Gewächs in der säkularen Szene. Ihr Ziel ist es, politische Entscheidungen faktenbasiert zu treffen auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und humanistischer Überzeugungen. Bei der Kommunalwahl in Frankfurt am 14. März 2021 kam die PdH zwar nur auf knapp 12.000 Stimmen (0,1%), aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Säkulare Flüchtlingshilfe e.V. – Atheisten helfen (SF-AH)
Die SF-AH ist ein von Betroffenen und Unterstützern 2017 gegründeter und als gemeinnützig anerkannter Verein. Sein Ziel ist es, religionsfreie Flüchtlinge durch praktische Hilfsangebote zu unterstützen und ihre Lebenssituation durch politische Arbeit zu verbessern. Der Verein bietet Betroffenen Hilfe bei ihren Kontakten mit Behörden, Ärzten und Rechtsanwälten, und begleitet sie bei der Aufnahme von Sprach- und Integrationskursen. Darüber hinaus unterstützt er sie bei der Teilnahme an Veranstaltungen und bei Auftritten in Presse, Funk und Fernsehen, um über die Situation in den Herkunftsgesellschaften aufzuklären.
Zentralrat der Ex-Muslime
Der Zentralrat der Ex-Muslime und sonstiger nichtreligiöser Menschen e. V. (kurz Zentralrat der Ex-Muslime oder ZdE) ist eine am 21. Januar 2007 in Köln gegründete Vereinigung von religionsfreien, säkular denkenden Menschen, die entweder muslimischen Glaubens waren oder aber aus einem muslimisch geprägten Land stammen.
Da innerhalb der muslimischen Glaubensgemeinschaft der Abfall vom Glauben als Todsünde gilt und entsprechend bestraft wird, setzt sich die Organsation für die Sicherheit von Ex-Muslimen weltweit ein.
Nach Auffassung des ZdE sind Menschenrechte sind universal und stehen über religiösen, nationalen und kulturellen Zugehörigkeiten der einzelnen Menschen. Die Organisation unterstützt die Menschenrechtsbewegungen in den islamisch regierten Ländern und fordern die Einhaltung der universellen Menschenrechte in Deutschland und anderen europäischen Ländern.