Die Frankfurter Dotationskirchen

Frankfurter Skyline vom Main aus gesehen mit dem Dom in der Mitte

Seit fast 200 Jahren: Frankfurt zahlt Kosten für acht Kirchen

Turm des Frankfurter Doms

Was wie Satire klingt, ist in Frankfurt Realität: Vom coronakonformen Weihwasserspender) bis zum Großen Stadtgeläut als Klingelton-Download – nach Auffassung der Stadt Frankfurt gehört all das zur steuerfinanzierten Ausstattung von acht Innenstadtkirchen, den sogenannten Dotationskirchen *). Sie sind im Eigentum der Stadt Frankfurt, die auch alle anfallenden Kosten trägt, und zwar seit 1830. Profitieren kann sie davon allerdings nicht. Die acht in der Innenstadt gelegenen Gebäude – darunter der St. Bartholomäus-Dom (Bild links) – werden ohne Einschränkung durch die jeweiligen Religionsgemeinschaften genutzt, ohne dass es diese einen Cent kostet.

Damit aber nicht genug: Die Liegenschaften werden zum Teil sogar untervermietet, die entsprechenden Einnahmen verbleiben bei der Kirche – ein in Deutschland einmaliges Modell. Kosten für den Steuerzahler: 11,38 Millionen Euro für die Bauunterhaltung und für Investitionen, bereitgestellt von 2009 bis 2011 (Auskunft der Stadt Frankfurt, aktuellere Zahlen sind angefragt).

Vollausstattung zu Lasten des Steuerzahlers – 1830 so besprochen

Zurück gehen diese de-facto-Subventionen auf einen bundesweit einmaligen „Dotationsvertrag“ aus dem Jahre 1830 zwischen der Freien Reichsstadt Frankfurt und den christlichen Gemeinden Frankfurts. Der Vertrag bestätigt die bereits vorher bestehenden Unterhalts- und Ausstattungspflichten (Dotationen) gegenüber den lutherischen Innenstadtkirchen und setzt diese auch für die 1803 im Wege der Säkularisierung (Reichsdeputationshauptschluss) an die Stadt Frankfurt gefallenen katholischen Innenstadtkirchen in Kraft.

*)Zwischenzeitlich wurde der Bereich „Kirchliche Angelegenheiten“ auf www.frankfurt.de überarbeitet – vermutlich als Folge der nach der Kommunalwahl veränderten Mehrheitsverhältnisse und der Ablösung von Uwe Becker als Kirchendezernenten. Die Informationen sind heute auf ein Minimum beschränkt. Daher verweisen die oben angegebenen Links auf andere Quellen als auf die offizielle Webseite der Stadt Frankfurt.

Weiterer Lesestoff zum Thema:

Frankfurter Rundschau: Gotteshäuser verschlingen Unsummen

Flyer der Stadt Frankfurt „Unsere Stadtkirchen im Zentrum“