Uwe Becker, Kandidat der CDU für den Posten des Frankfurter Oberbürgermeisters, hat sich in säkularen Kreisen einen gewissen Ruf erworben. Während seiner Amtszeit als Kirchendezernent trat er vehement für die strenge Einhaltung des Tanzverbots an den Osterfeiertagen ein. So mahnte er in einer Pressemeldung von 2015 die Einhaltung der „Karfreitagsruhe“ an, denn schließlich müssten auch die Ungläubigen den Gefühlen der anderen, sprich der Gläubigen, mit Respekt begegnen:
Unser christlich-jüdisch geprägtes Werteverständnis stellt das Fundament unserer abendländischen Gesellschaft in Deutschland dar und hierzu zählen klar auch die christlichen Traditionen. Der Karfreitag ist als christlicher Feiertag dem Gedenken an das Leiden und die Kreuzigung Jesu Christi gewidmet. Dies verträgt sich nicht mit lautem und ausgelassenem Feiern.
Pressemeldungen Stadt Frankfurt am Main vom 31.03.2015
Dazu sollte man wissen: Hessen hat eine der strengsten Regelungen was die stillen Feiertage zu Ostern angeht. Die so genannte Karfreitagsruhe dauert wie folgt: Der stille Spaß geht los am Gründonnerstag um 4 Uhr und zieht sich hin über den gesamten Freitag und Samstag bis 24 Uhr. Am Ostersonntag und Ostermontag hat dann von 4 Uhr bis 12 Uhr Ruhe zu herrschen – ausgenommen natürlich etwaiges liturgisches Gebimmel. Zum Vergleich: In Berlin gilt das Feierverbot nur am Karfreitag von 4 bis 21 Uhr.
Und bist Du nicht stille, so brauch ich Gewalt
Nun wäre Becker nicht Mr. Tanzverbot, wenn er die Stille einfach nur angemahnt hätte. Jahrelang galt in Frankfurt zu Ostern die Maxime „Leben und leben lassen“, solange keiner sich gestört fühlte. Nun drohte der Kirchendezernent – ein Amt, das es im übrigen so nur in Frankfurt gibt – Club- und Diskobetreibern im Falle öffentlicher Tanzveranstaltungen mit Geldbußen ab 1000 Euro. Ergänzend zum monetären Meinungsverstärker kündigte er entsprechende Polizeikontrollen an. Das Ordnungsamt stand bereit, mit einem markigen Spruch auf den Lippen:
Wir werden das, was nicht erlaubt ist, beenden.
Ralf Rohr, Sprecher des Frankfurter Ordnungsamtes (Quelle: FR)
Becker gibt’s den Seinen
Doch Becker, bekennender Katholik, war auch sonst fleißig in Sachen Kirche im Einsatz. In seiner Zeit als Kirchendezernent (und praktischerweise auch Stadtkämmerer) von 2012 bis 2021 hat er so einiges für die christliche Religion in Frankfurt getan. Zu seinen Leistungen zählen unter anderem:
- die Unterstützung des Baus der katholischen St. Raphaelschule: Von den Gesamtkosten von 52 Millionen Euro trägt die Stadt Frankfurt mehr als 30 Prozent (16 Millionen Euro)
- die Aufstellung eines Weihwasserspenders im Frankfurter Dom, gezahlt natürlich aus Steuermitteln
- der Kirchentag in Frankfurt 2021: Knapp 5 Millionen Euro ließ sich die Stadt Frankfurt das Doppel-Missionierungsevent (mit Präsenz- und Online-Veranstaltungen) kosten. Gleichzeitig ist sie mit 1,7 Milliarden hoch verschuldet.
Und das alles in einer Stadt, die nicht nur relativ pleite ist, sondern in der Christen auch eine Minderheit darstellen. 2020 waren laut Statistischem Jahrbuch nur noch 34 Prozent der Frankfurter Bevölkerung Mitglied in einer der beiden großen Kirchen (19 Prozent katholisch, 15,1 Prozent evangelisch).
Leider keine Wahlempfehlung
Auf Basis seiner bisherigen Leistungen können wir daher von einer Wahl Uwe Beckers als Frankfurts Oberbürgermeister nur abraten. Säkulare existieren in der Welt von Mr. Tanzverbot bestenfalls am Rande, keine gute Voraussetzung für jemanden, der eine auch weltanschaulich so diverse Stadt vertreten möchte.
Frankfurter Rundschau: Stadt Frankfurt will Tanzverbot durchsetzen