Alle Antworten von „Friendly Atheist“

1. Warum glaubst Du nicht an das, was in der Bibel oder dem Koran steht?

Dass es in einem Buch steht, ist überhaupt kein ausreichend guter Grund anzunehmen, dass etwas wahr ist – also im Fall von religiösen Büchern, dass Götter existieren. Auch wenn in einem Buch explizit steht, dass das, was in dem Buch steht, die einzige und sichere Wahrheit ist, muss das noch lange nicht tatsächlich der Fall sein.

Generell sollte es auch misstrauisch machen, wenn versucht wird, das „Glauben“ an ein Buch mit allen Mitteln durchzusetzen: Die in den o.g. Büchern beschriebenen Götter hätten das nicht nötig. 

Argumente, Geschichten überzeugen, oder sie überzeugen eben nicht. Einige Erzählungen in Bibel oder Koran könnten sich sehr gut so ereignet haben, wie es in den Büchern erzählt wird. Andere widersprechen den Naturgesetzen, und das ist nicht möglich. Aber genau darum geht es: Die Anhänger von Religionen sollen glauben, weil es keine Hinweise darauf gibt, dass die dargestellten Wunder, Prophezeiungen und Schöpfungsmythen stattgefunden haben.

An vielen Stellen in den Büchern zeigt sich, dass es sich um Versuche handelt, die Welt mit primitiven Mitteln zu erklären: die Angaben stimmen einfach nicht mit den Erkenntnissen der Moderne überein. Menschen wurden nicht aus Lehm erschaffen, sondern haben sich entwickelt (so wie Tiere), die Erde ist nicht flach, die Sonne geht nicht in einer trüben Quelle unter, und die Sterne hängen nicht an Türmen. Auf keinen Fall beschreiben Jahrhunderte alte Bücher die Welt, wie wir sie heute kennen, korrekt. Wir müssen nichts mehr einfach so ‚glauben‘, wir können forschen (und tun das).

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2. Was könnte Dich davon überzeugen, dass es Gott wirklich gibt?

Gute Frage, was könnte mich davon überzeugen, dass es irgendwo ein körperloses, unsichtbares, schweigendes Wesen gibt, auf dessen Existenz nichts hindeutet? Und das Wesen hat uns nicht nur geschaffen, sondern es ist allwissend, es kennt uns in- und auswendig? Es überwacht und lenkt alles, was wir tun? Dieses Wesen verhängt aberwitzige Strafen, wie ewige Qualen und Verdammnis, aber es liebt uns?

Ich halte das für nicht glaubwürdig, lehne mich aber entspannt zurück: Ein allwissendes Wesen wird wissen, womit es mich überzeugen kann.

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3. Willst Du nicht lieber an Gott glauben, für den Fall, dass es ihn gibt?

Wenn es nur mit „daran glauben“ getan wäre, würde ich vielleicht gar nicht darüber nachdenken. So wie ich nicht darüber nachdenke, wie ich beim Autofahren schalte. Tatsächlich aber hat der Glaube an einen Gott – je nach Gott – große Konsequenzen: Es gilt aber ja auch, sich nach diesem Gott zu richten und sich so zu verhalten, wie es dem Gott gefällt (der Erzählung seiner Anhänger nach). Es gibt Kleider-, Essens- und Verhaltensvorschriften, es werden Drohungen ausgesprochen, es sind Rituale durchzuführen und oft auch Dogmen gegen den Menschenverstand anzuerkennen (Jungfrauengeburt, Auferstehung nach dem Tod oder die Überlegenheit der eigenen Religion).

Ich habe Grund zur Annahme, dass ich nur dieses eine Mal lebe, und das erscheint mir ein hoher Einsatz für etwas, für dessen Existenz es keine Hinweise gibt. Und wenn man bedenkt, was für grausame Götter es gibt, würde ich lieber nicht aus Versehen an den falschen Gott glauben wollen! Falls sich nämlich einer von den weniger netten Göttern als der einzige, wahre Gott herausstellt, könnte das schlimmer werden. So kann ich beim Jüngsten Gericht immerhin sagen, dass ich mich nicht dazu habe hinreißen lassen, die Konkurrenz anzubeten.

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4. Vermisst Du nicht jemanden an Deiner Seite, der in den schweren Zeiten für Dich da ist, und der immer zu Dir hält und Dich so liebt, wie Du bist?

Wie sieht denn dieses Zu-mir-Halten aus? Wie die Kuscheldecke, die ich als Kind mit mir rumgetragen habe, oder wie ein tröstendes Stofftierchen – psychologisch wertvoll, aber darüber hinaus ohne jede praktische Funktion?

Es ist etwas sehr Schönes zu wissen, dass man nicht alleine durchs Leben geht, und dass es Menschen gibt, die einem zu Seite stehen und auf die man sich 100%ig verlassen kann. Aber auf einen Gott kann man sich nicht verlassen! Denn Gebete werden gehört – oder eben auch nicht. Selbst der Volksmund merkt an, dass Gott dir nur hilft, wenn du dir selbst hilfst. Aber darauf, dass meine Freunde mir helfen, kann ich mich verlassen. Sie sind für mich da, wenn ich ihre Unterstützung brauche, auch – und gerade dann – wenn ich mir nicht mehr selbst helfen kann. Das gilt übrigens auch für sehr, sehr viele wildfremde Menschen.

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5. Hast Du keine Angst vor dem Tod?

Keiner verlässt gern die Party, wenn die anderen fröhlich weiterfeiern – oder wie Goethe sagt: Der Tod ist nie ein ganz willkomm’ner Gast. Ich bin von Natur aus furchtbar neugierig, und wenn es so weit ist, dann wird mir schon stinken, dass ich dann nicht mehr erlebe, wie es weitergeht. Wie mein Kind alt wird, ob und wie es der Menschheit gelingt, auf dem Mars zu siedeln oder das Klima zu retten. Aber vor dem Zustand des Totseins habe ich keine Angst.

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6. Was, denkst Du, passiert nach Deinem Tod?

Ich kann gewissermaßen nachvollziehen wie das ist, nicht zu existieren. Das Universum und alles im Universum hat sehr lange ohne mich existiert – Milliarden von Jahren – und ich verbinde mit der Zeit exakt überhaupt nichts: keine Gefühle, keine Erinnerung, kein Zeitgefühlt, nicht mal Langeweile. Ich bin davon überzeugt, dass es sich genau so wieder verhält, wenn ich eines Tages nicht mehr existiere. Mit dem Unterschied vielleicht, dass mich die Menschen, die mich geliebt haben, eine Zeitlang vermissen werden.

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7. Gibt es dir nicht zu denken, dass die Welt so präzise gestaltet ist? wenn man nur eine einzige Naturkonstante verändern würde,  also zum Beispiel die Schwerkraft nur ein winziges Bisschen verringern würde, dann wäre kein Leben mehr möglich.

Es ist richtig, dass die Naturkonstanten ganz exakt so sind, dass wir und unsere Mitlebewesen, Pflanzen und Tiere, wunderbar darin leben können. Eine kleine Verschiebung, und das alles wäre vorbei. Aber die Welt wurde nicht nach den Bedürfnissen der Lebewesen, die in ihnen leben, geschaffen, sondern die Lebewesen haben sich so entwickelt, dass sie auf der Erde gut leben können – jedes Lebewesen übrigens in seiner Nische.

Anders ausgedrückt: Der Mensch kann gar nicht in jedem Bereich unseres Planeten überleben. Wir können das zum Beispiel nicht auf dem Mount Everest, wahrscheinlich nicht mal auf der Zugspitze! Menschen könnten auch nicht auf dem Grund des Marianengrabens zehntausend Meter unter dem Meer leben. Dort gibt es andere Lebewesen. Die Lebewesen dort haben sich so entwickelt, dass sie dort leben können – unter für uns unvorstellbaren Bedingungen! Die Tiefseebewohner wiederum könnten keine zwei Minuten hier in unserer Umgebung leben; sie würden platzen und ersticken.

Auf jeden Fall ist die Welt ganz offensichtlich nicht für die Menschheit geschaffen, und wir sind auch nicht wirklich die ‚Krone‘ von irgendwas.

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8. Wie kann etwas aus Nichts entstehen?

Das „Nichts“ hat keine Eigenschaften, weil es nicht existiert, daher ist die Frage an sich absurd, und womöglich hat immer etwas existiert.

Aber wenn die Frage darauf abzielt, dass Raum und Zeit in einem singulären Ereignis entstanden sind – wahrscheinlich zusammen entstanden sind – dann ist es das, worauf es im Moment sehr viele Hinweise gibt (aus unterschiedlichen Gebieten der Physik, Quantenmechanik, Astrophysik, Molekular- und Atomphysik) – niemand hat übrigens je ernsthaft behauptet, es war ein Knall, mit dem das Universum entstanden ist. Auf jeden Fall wissen wir noch nicht, wie der Moment unmittelbar nach der Entstehung des Weltalls aussah. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind dabei zu klären, ob ‚Etwas‘ oder ‚Zeit‘ je nicht existiert hat.

Wenn wir von wissenschaftlichen Eigenschaften des „Nichts“ sprechen – und das sind die einzigen, über die wir hier meiner Meinung nach sprechen können – dann sieht dieses „Nichts“ tatsächlich so aus, als dass etwas daraus entstehen kann, ohne dass es physikalischen Gesetzen widerspricht, den Hauptsätzen der Thermodynamik zum Bespiel. Meines Wissens sind wir auf dem Weg, diese Frage zu beantworten (Lauwrence Kraus versucht in einem Buch, das auch Nicht-Wissenschaftlern zu erklären; Ein Universum aus dem Nichts).

Aber selbst, wenn wir nicht wissen, wie wir diese Frage beantworten können, dann finde ich es aufrichtig zu sagen: „Wir wissen es noch nicht“. Denn es verhält sich genau so: Wir wissen es nicht! Zu behaupten, dass ein Gott Erde und Universum erschaffen hat, weil wir noch keine bessere Erklärung haben, ist Unsinn. Diese Annahme ist weniger wahrscheinlich als Douglas Adams‘ Annahme, dass Labormäuse das getan haben (immerhin ist die Existenz von Labormäusen unumstritten).

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9. Kannst Du Dir wirklich vorstellen, dass die Menschen von Affen abstammen?

Ja, das kann ich mir ganz hervorragend vorstellen.

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10. Wie unterscheiden Menschen Gut von Böse, wenn uns Gott dies nicht tief in unsere Seele geschrieben hat?

Ich kann mir umgekehrt nicht vorstellen, dass die Gesetzte von einem Gott stammen, der sie Moses auf dem Berg geben hat. Die Israeliten hätten nicht 40 Jahre in der Wüste überlebt, wenn sie sich permanent gegenseitig ermordet und beraubt hätten. Auch die Ägypter mit den „falschen Göttern“ – vor denen die Israeliten geflohen sind – werden sich kaum gegenseitig die Kinder weggegessen haben, währen sie ihre Hochkultur entwickelt haben. Selbst etwas höher entwickelte Tiere zeigen ein hohes Maß dessen, was wir als „moralisches Verhalten“ bezeichnen: Sie behandeln andere Tiere gerecht und leiden, wenn ihre Artgenossen leiden. Das ist evolutionär sinnvoll. Und so ist das auch bei Menschen. Die Menschengruppen, die ihre Verletzten nicht gepflegt haben, ihre Kinder nicht zusammen beschützt haben und sich nicht um Schwächere in ihrer kleinen Gesellschaft gekümmert haben, waren mit geringerer Wahrscheinlichkeit überlebensfähig.

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11. Was denkst Du denn, warum so viele Dinge (Heilungen, Rettungen, Naturphänomene) passieren, die sich auch die Wissenschaft nicht erklären kann?

Es gibt sehr viel weniger „Dinge“, die Wissenschaftler nicht erklären können, als Esoteriker und religiöse Menschen behaupten. Niemand hat je die 1 Million Dollar (!) Preisgeld beansprucht, die ausgesetzt wurden auf die Demonstration eines übernatürlichen Phänomens unter wissenschaftlichen Aufsicht (James Randi, The One Million Dollar Paranormal Challenge). Im September 2023 hat neun Tage lang die Erde gebebt und tatsächlich wusste ein Jahr lang niemand, was die Ursache war. Wissenschaftler mussten sagen: „Wir wissen es noch nicht“. In der ersten Septemberwoche 2024 wurde das Rätsel gelöst (kein Gott involviert): Als die Welt neun Tage lang bebte

Alles für die Menschen Unerklärliche wurde zu Beginn der Geschichte einem Gott (oder wahlweise einem Dämon) zugeschrieben, einfach weil unsere Vorfahren keine Methoden hatten, die tatsächlichen Ursachen zu ermitteln. In der Moderne haben wir diese Methoden entwickelt, und wir wenden diese Wissenschaftlichen Methoden erfolgreich an: Wissenschaftliche Methoden. Wir finden die Ursachen von zuvor nicht Erklärbarem – und kein einiges Mal hat sich ein Gott als Ursache herausgestellt!

Wer reflexartig alles, was passiert, einem Gott zuschreibt, wird die wahren Ursachen nicht suchen und daher sicher nicht finden.

Alle Antworten auf Frage 11

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