Doktor Pepper
Ich denke, dass eher diejenigen, die an die Inhalte heiliger Bücher glauben, erklären müssten, warum sie an diese glauben. Die Beweislast liegt bei denen, die etwas behaupten, zum Beispiel die Existenz Gottes, nicht bei denen, die das bezweifeln. Und nur weil viele an etwas glauben, heißt das noch lange nicht, dass es der Realität entspricht. Auf diese verquere Denkweise trifft man als gottloser Mensch bei Gläubigen leider sehr häufig. In der Wissenschaft muss eine Behauptung falsifizierbar sein, sonst ist sie beliebig und trägt nicht zum Erkenntnisgewinn bei. Es lässt sich nicht widerlegen, dass Gott existiert – genauso wenig wie sich widerlegen lässt, dass eine Teekanne um zwischen Erde und Mars um die Sonne kreist (s. Bertrand Russels Teekanne), aber deshalb muss das noch lange nicht wahr sein.
Davon abgesehen, sind sowohl die Bibel als auch der Koran ganz klar das Produkt von Menschen. Das lässt sich gut daran erkennen, dass sich in ihnen zum einen ihre Entstehung einem bestimmten geschichtlichen Kontext widerspiegelt. Und zum anderen findet man in den heiligen Büchern sowohl sehr humanistische Gedanken wie auch extrem abschreckende, brutale Aussagen – eben die gesamte Bandbreite menschlichen Verhaltens.
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F.M. Waldstein
Weil keines der Bücher meiner Meinung nach stichhaltige Argumente enthält, die mich davon überzeugen, dass ihre Behauptungen zutreffen. Für mich gibt es keinen Grund zu glauben, das sKoran oder Bibel mehr Wahrheit enthalten als Harry Potter, mit dem wichtigen Unterschied, dass Harry Potter mir nicht versucht zu sagen, wie ich mein Leben leben soll.
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Rainer Wein
Die Frage sollte für mich lauten: Warum gewährleistet eigentlich Tradierung in meiner Community ewige Wahrheit und Göttlichkeit von Texten? Viele von uns wachsen in mehr oder weniger religiösen Familien auf und nehmen die Bibel und den Koran so selbstverständlich als Gottes Wort an wie sie andere kulturelle Überlieferungen ihrer Eltern und ihrer Community übernehmen. Spätestens als Erwachsene aber sollten wir anfangen, uns zu fragen, warum gerade unsere Community die Wahrheit über den einen Gott ererbt und tradiert hat. Es ist zutiefst menschlich, aber falsch, etwas als wahr voraussetzen, nur weil es tradiert worden ist von den Menschen, den wir vertrauen. Das lerne ich als kritisch denkender, aufgeklärter Mensch. Ich befrage die heiligen Texte mit kritischer Vernunft. Sie müssten sich mir als außerordentlich, als überlegen ethisch, als wirklich überirdisch aufdrängen – im Vergleich zu all dem anderen, was sich sonst noch so als heilig ausgibt.
Und das tut keines dieser angeblich heiligen Bücher. Sie bleiben z.B. ethisch weit hinter unseren modernen Standards zurück (Menschenrechte für alle, soziale Gerechtigkeit für alle Minderheiten). Sie sagen nichts Überzeitlich-Erhellendes, das heute noch relevant wäre und für einen überzeitlich vorausschauenden Gott spräche. Sie erweisen sich als überholt, zu anderen Menschen in einer anderen Zeit sprechend. Sie drohen mit der ewigen Hölle für alle Nichtgläubigen, die zufällig in einer anderen Kultur aufwachsen und gar nicht die Chance haben, diesen einen „wahren“ Gott zu finden. Und für die großen Gestalten wie Jesus und Mohammed gilt ebenfalls, dass sie bei Licht besehen keineswegs so großartige Vorbilder sind. Mohammed z.B. führte über 80 Kriege und war verbündet mit dem organisierten Verbrechen. Jesus war in Wahrheit zutiefst in der jüdischen Kultur gefangen und wollte von Heiden nicht viel wissen (Mk. 7,24-30, Abweisung der „Heidin, aus Syrophözien“ in Tyrus). Er sah sich selbst überhaupt nicht als das, was erst Paulus aus ihm machte: der angebliche Messias der ganzen Menschheit.
Die Bibel zeigt sehr deutlich, dass sie menschengemacht ist, aus sehr verschiedenen Quellen zusammengesetzt ist. Oft sieht man die Nahtstellen. Sogenannte Synopsen stellen z.B. die vier Evangelien gegenüber und zeigen all die Unterschiede und Widersprüche (hypothetisches Logienquelle Q als zweites ursprüngliches Evangelium neben dem Markus-Evangelium, die anderen haben ausgebaut und ausgeschmückt, viele Widersprüche wie etwa zur Herkunft Jesu).
Paulus war es, der das Christentum als eigenständige Religion erschuf, ansonsten wäre es eine kleine jüdische Sekte geblieben. Das schreiben die neutestamentlichen Experten auch freimütig. Aber dieser Paulus lag komplett daneben mit seiner absoluten Naherwartung des Reiches Gottes. Wieso sollte ich dann fast 2000 Jahre später an seinen Christus und seinen Gott glauben?? Man nennt dies das Problem der Parusieverzögerung.
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Friendly Atheist
Dass es in einem Buch steht, ist überhaupt kein ausreichend guter Grund anzunehmen, dass etwas wahr ist – also im Fall von religiösen Büchern, dass Götter existieren. Auch wenn in einem Buch explizit steht, dass das, was in dem Buch steht, die einzige und sichere Wahrheit ist, muss das noch lange nicht tatsächlich der Fall sein.
Generell sollte es auch misstrauisch machen, wenn versucht wird, das „Glauben“ an ein Buch mit allen Mitteln durchzusetzen: die in den o.g. Büchern beschriebenen Götter hätten das nicht nötig.
Argumente, Geschichten überzeugen, oder sie überzeugen eben nicht. Einige Erzählungen in Bibel oder Koran könnten sich sehr gut so ereignet haben, wie es in den Büchern erzählt wird. Andere widersprechen den Naturgesetzen, und das ist nicht möglich. Aber genau darum geht es: die Anhänger von Religionen sollen glauben, weil es keine Hinweise darauf gibt, dass die dargestellten Wunder, Prophezeiungen und Schöpfungsmythen stattgefunden haben.
An vielen Stellen in den Büchern zeigt sich, dass es sich um Versuche handelt, die Welt mit primitiven Mitteln zu erklären: die Angaben stimmen einfach nicht mit den Erkenntnissen der Moderne überein. Menschen wurden nicht aus Lehm erschaffen, sondern haben sich entwickelt (so wie Tiere), die Erde ist nicht flach, die Sonne geht nicht in einer trüben Quelle unter, und die Sterne hängen nicht an Türmen. Auf keinen Fall beschreiben Jahrhunderte alte Bücher die Welt, wie wir sie heute kennen, korrekt. Wir müssen nichts mehr einfach so ‚glauben‘, wir können forschen (und tun das).
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Kasimir Blaumilch
Warum sollte ich? Es hat derjenige die Beweislast, der mir etwas erzählt, egal ob Bibel, Koran oder nigerianische Prinzen. Es sind jahrhundertealte Bauernlegenden, die im Fall der Bibel in den ersten 80 Jahren nur mündlich überliefert wurden und im Laufe der Zeit immer weiter verfälscht worden sind. Heute benötigt man einen religiösen Fachangestellten, der einem erklärt, was die wirren Texte bedeuten, also einen Interpreter. Und der kann seine Version der Geschichte individuell und / oder interessengeleitet ausfüllen. Die interessante Frage ist also eher: An was glauben die Gläubigen? An der Text im Wortsinn? An eine der Interpretationen, wenn ja an welche und warum dann an die ?