Gottlos in der Schule

Unitas in multitudine – Einheit in der Vielfalt. Dieses Zitat von Gottfried Wilhelm Leibniz könnte das Motto des Projektes „Heilige Stätten“ sein, das seit vielen Jahren an der Leibnizschule in Offenbach durchgeführt wird. Ganz im Sinne des Philosophen, Mathematikers und Vordenkers der Aufklärung hat dieses Projekt das Ziel, Schülern verschiedene Weltanschauungen vorzustellen, ihren Horizont zu erweitern und sich in Toleranz zu üben. Regelmäßig eingeladen ist auch der Gottlosenstammtisch, um Sichtweisen von Agostikern und Atheisten beizusteuern, zuletzt am 23. Februar 2023 und zum bereits zum fünften Mal nach der langen Corona-bedingten Pause.

Ursprünglich von Religionsfachschaften initiiert, wird das fächerübergreifende Projekt heute von den Fachschaften Ethik, evangelische Religion und katholische Religion getragen und wird in der Einführungsphase der Oberstufe durchgeführt. Begonnen hat alles mit alljährlich zwei Exkursionstagen mit Ausflügen in die Offenbacher Synagoge, eine Kirche, eine Moschee oder andere muslimische religiöse Stätte und einen religiösen Ort einer (immer wieder wechselnden) weiteren Glaubensgemeinschaft. – Was den Namen des Projektes „Heilige Stätten“ erklärt. Ergänzt werden die Exkursionen durch einen zweiten Programmpunkt, die in der Schule stattfindenden „Expertengespräche“, bei denen kursübergreifende Gruppen mit Vertretern unterschiedlicher Weltanschauungen ins Gespräch kommen.

Bei den Expertengesprächen werden in den vom Gottlosenstammtisch gestalteten Stunden zunächst die Anliegen von Konfessionslosen vorstellt. Dazu gehören viele Information, die häufig nicht allgemein bekannt sind, beispielsweise Staatsleistungen und sonstige Transferleistungen des Staates an Glaubensgemeinschaften sowie Einschränkungen der Grundrechte durch Religion. Dazu zählen Restriktionen im Arbeitsrecht in kirchlichen Einrichtungen, bei Rechten in Bezug auf die Identität eines Menschen (Recht auf körperliche Unversehrtheit, sexuelle Orientierung, Geschlecht, etc.) und vor allem bei der Respektierung anderer Religionen und konfessionsfreier Menschen. Von zentraler Bedeutung bei den anschließenden Diskussionen ist stets das Spannungsfeld von religiöser Freiheit und gegenseitiger Toleranz Andersdenkender. Aber auch philosophische Themen wie Grundlagen gesellschaftlicher Werte bis hin zu ganz praktischen Fragen wie beispielsweise Sterbehilfe oder Abtreibung sind Inhalte der Expertengespräche.