Im neuesten Newsletter der Kirchenredaktion des hr vom 11. August 2023 beklagt Kirchenredakteur Hofmeister einen säkularen Bildersturm. Von Kulturbanausen ist die Rede und von abgeschnittenen Wurzeln. Und er scheint mächtig Schaum vor’m Mund zu haben: „Die schönste aller Welten ist nämlich nicht eine, die man klinisch religionsfrei macht.“
Wow! – Was war tatsächlich passiert: In einem Porsche Werbevideo, gedreht in Lissabon, ist eine riesige Jesusstatue wegretouchiert worden. Nach Protesten gibt es das Video jetzt wieder mit Statue, der Weltuntergang konnte also abgewendet werden.
Es wurde zudem eine Käsewerbung des Discounters Lidl angesprochen, „der auf seinen ‚cremigen Hirtenkäse in Salzlake‘ griechische Kapellen druckte, aber die Kreuze auf den Kuppeln vorher wegretouchiert hatte.“ Während hinsichtlich des Motivs für die Retouche bei Porsche unterschiedliche Begründungen im Umlauf sind und teilweise widerrufen werden mussten, war die Sache beim Käseskandal ganz einfach: Lidl begründete sein Vorgehen mit religiöser Neutralität. „Wir vermeiden grundsätzlich den Gebrauch von religiösen Symbolen. Damit wollen wir unsere Neutralität unterstreichen.“ In derselben Zeitung heißt es weiter: „…das Unternehmen respektiere die religiöse Vielfalt, weshalb man bewusst das Design verändere.“
Offenbar geht es also zumindest im Fall Lidl nicht darum, den Säkularen einen Gefallen zu tun, sondern vielmehr darum, nicht ins Kreuzfeuer religiöser Intoleranz zu geraten. Damit werden Fakten durch die Kirchenredaktion ins Gegenteil verkehrt. Darüber hinaus bleibt die Frage, ob es wirklich Aufgabe einer öffentlich-rechtliche Sendeanstalt ist, Werbevideos auf ihre Religionskompatibilität zu überprüfen.
Übrigens Herr Hofmeister: Ihre Aussage „Eine authentische Religiosität gehört zum Menschen“ teilen rund 35 Millionen Menschen in Deutschland nicht, sie müssen allerdings leider solche Aussagen im Rahmen des Rundfunkbeitrages mittragen.