Kirchentag ja – Kirchenaustritt nein?

Millionen für den Kirchentag, aber Kirchenaustritt in Frankfurt zurzeit praktisch nicht möglich

Schaut hin! – so lautet das Motto des Ökomenischen Kirchentages 2021. Und das machen wir gerne: Vom 13.05. – 16.05.2021 findet der Kirchentag in Frankfurt statt, aufgrund der bekannten Rahmenbedigungen diesmal eben nur ein bisschen. Trotzdem stehen den Veranstaltern dafür fast 5 Millionen Euro seitens der Stadt zur Verfügung. Auf der Seite des Kirchentages findet man unter der Rubrik Partner, Unterabteilung „Zuwendungsgeber“ (Seite mittlerweile nicht mehr verfügbar) übrigens auch noch das Hessische Kultus- und das Bundesinnenministerium.

Sponsoren Kirchentag
Kirchentage kosten VOR allem öffentliches Geld

Wie praktisch, dass der Stadtkämmerer der Stadt Frankfurt, Uwe Becker, der noch vor wenigen Tagen den dramatischen Schuldenstand der Stadt Frankfurt zum Thema einer Pressesondermeldung machte, auch gleichzeitig Kirchenreferent der Stadt ist.

Kirchentag ja – Kirchenaustritt: jetzt erst mal nicht

Während die Kirchen aus Frankfurt also eine VIP-Behandlung durch die Stadtoberen genießen, sieht es mit den Serviceleistungen für Bürger eher düster aus. So hat bundesweite Kirchenaustrittwelle zwar auch längst Frankfurt erreicht. Möchte man allerdings bei einem der Frankfurter Bürgerämter einen Termin buchen, erhält man derzeit folgendes Bild:

Termine Bürgeramt
Lotteriespiel Kirchenaustritt: Derzeit sind keine termine zu erhalten (STand 09.05.2021)

Aufgrund fehlender Termine werden also Austrittswillige länger in den Kirchenorganisationen festgehalten als sie wollen und sind damit auch gezwungen, diese durch Kirchensteuern und Kirchgelder weiter zu finanzieren – ein klarer Widerspruch zu der durch das Grundgesetz garantierten Religionsfreiheit, die auch die negative Religionsfreiheit umfasst.

Hilfe für Betroffene

Zwei Möglichkeiten gibt es für Menschen, die aus der Kirche austreten wollen.

Anstatt eines persönlichen Besuches ist auch eine schriftliche Austrittserklärung möglich, die allerdings durch einen Notar beglaubigt werden muss. Da so der Kirchenaustritt sofort wirksam wird, kann dieser Weg unter’m Strich billiger sein, als monatelang ungewollt weiter Kirchensteuer zu zahlen.

Die Giordano-Bruno-Stiftung (www.giordano-bruno-stiftung.de) hat ein Kirchenaustritts-Formular entworfen, das man am Computer ausfüllen und ausdrucken kann. Das eigenhändig unterschriebene Dokument sollte man am besten per Einschreiben an die jeweils zuständige Behörde versenden. Welchen Erfolg ein solches Schreiben hat, ist noch unklar. Die Giordano-Bruno-Stiftung und das Institut für Weltanschauungsrecht (ifw) schließen allerdings für den Fall, dass die Behörden diese Erklärung nicht anerkennen, einen Musterprozess nicht aus.