Wem gehört denn nun Weihnachten?

Jedes Jahr werden wir nichtchristliche Menschen mit derselben Frage konfrontiert: Wie gehen wir als Ungläubige mit Weihnachten um? Journalisten, die sich sonst so gut wie nie dafür interessieren, was Atheistinnen und Agnostiker so denken, möchten alle Jahre wieder auf einmal ganz genau wissen, was wir an Weihnachten so treiben – vielleicht, weil sie sich im Stillen erhoffen, uns beim Singen von Weihnachtsliedern zu erwischen.

Mal abgesehen davon, dass es auf diese Frage nur persönliche Antworten gibt – jeder macht es halt, wie es ihm oder ihr gefällt -, die Frage an sich ist ja nicht ganz unberechtigt. Ignorieren lässt sich Weihnachten in unseren Breiten nur schwer, die wenigsten können oder wollen sich vier Wochen Weihnachtsauszeit auf einer einsamen Insel oder in einem dediziert unchristlichen Kulturkreis leisten. Und besonders mit Kindern im Haushalt erhält die Frage spätestens bei den anscheinend unausweichlichen Krippenspielen in Kindergarten oder Schule neue Brisanz.

Talent borrows, Genius steels.

Oscar Wilde

Hier also meine sehr persönliche Meinung: Nachdem ich jahrelang Weihnachten komplett ignoriert hatte (Geschenke zu Weihnachten lehnte ich schon im jugendlichen Alter ab), bin ich mittlerweile der Auffassung, dass wir Ungläubige uns Weihnachten zurückholen sollten. Viele Weihnachtsbräuche, wie zum Beispiel der Tannenbaum, sind heidnischen Ursprungs und gehen zurück auf Rituale rund um die Wintersonnenwende. Selbst der Begriff „Weihnachten“ ist unchristlichen Ursprungs, denn er bezieht sich auf die so genannten „heiligen“ oder „geweihten Nächte“ um die Wintersonnenwende herum. Und nicht zuletzt ist auch das Datum, der 25. Dezember, geklaut und zwar von den Römern. 

Die hatten einen Festtag zu Ehren des „Sol Invictus“, der auch in der Winterzeit unbesiegbaren Sonne, was den Christen metaphernmäßig sehr gut gefiel. Schon Oscar Wilde wusste: „Talent borrows, Genius steels“. Und so hatte das liebe Jesulein ab dem 4. Jahrhundert dann einfach am 25. Dezember Geburtstag, zusammen mit der unbesiegbaren Sonne. Dank der Kalenderreform von Papst Gregor XIII gab es dann eine kleine Verschiebung, mit dem Ergebnis, dass der 25. Dezember nicht mehr mit dem Datum der Tag-und-Nacht-Gleiche zusammenfiel. Voilà, war da was?

… Früher war mehr Lametta!
Dieses Jahr bleibt der Baum grün … naturgrün …

Loriot

Ich finde, das Fest des Sol Invictus ist ein sehr guter Anlass zum Feiern. Das Licht besiegt die Finsternis, die Nächte werden wieder länger, die Natur wird sich neu beleben. Wenn das kein Grund zur Freude ist … Also her mit Tannenbaum, Lametta (war früher mehr), bunten Kugeln, Süßkram und Kerzen. Der Adventskranz ist zwar eindeutig christlich, aber im Grunde nichts anderes als ein Countdown bis zum Stichtag. Kann problemlos adaptiert werden – auch in Verbindung mit Tannenzweigen. Und wer sagt denn, dass man nur eine Kerze nach der anderen anzünden darf oder dass es überhaupt genau vier Kerzen sein müssen? 

Also holt Euch Weihnachten zurück, das Copyright liegt bei uns! Und falls Ihr das eine oder andere Weihnachtslied (Last Christmas …) mitsummt, die unbesiegbare Sonne hört Euch wohlwollend zu 🙂